Gestern fand in München ein, von der Seelbach Stiftung initiierter, Vortrag zum Thema „Regenwald“ statt, in Anbetracht der morgigen Buchvorstellung Endspiel von Claude Martin, dem ehemaligen Generaldirektor des WWF.
Der Regenwald, so Martin und die anderen Sprecher, wird aktuell vornehmlich als Klimaretter beschrieben, dabei ist diesen Urwäldern viel mehr beizumessen, als nur die Rettung des Klimas.
Verantwortlich auch für große Mengen an Wolken und damit Regenwasser, Heimat tausender einzigartiger Tier- und Pflanzenarten, aber auch Lebensgrundlage und Heimat vieler indigener Völker, sollte bei uns Menschen ein großes Anliegen wecken, diese Regenwälder nicht nur als „Lunge der Welt“ zu schützen.
Neben Einblicken in diese komplexen Zusammenhänge, sowie die aktuelle Lage der Regenwälder in Südamerika, in Afrika und Asien, wurde auch ein interessanter Überblick gegeben bezüglich der größten Gefahren der Vernichtung dieser einzigartigen Urwälder. Hierbei wurden neben den Ölpalm-Plantagen, auch die Sojabohnen-Pflanzung und die Weidehaltung von Rindern genannt. Natürlich bestehen nach wie vor auch Wild-Rodung (vor allem noch in Afrika) und der generelle Holzabbau auf der Gefahren-Liste, allerdings sind die zuvor genannten, kommerziellen Nutzungen des Regenwaldbodens, aktuell die größten Herausforderungen denen wir uns zu stellen haben.
Wir als Verbraucher in Europa nutzen Palmöl/Palmfett in großen Mengen, u.a. in Kosmetika, Waschmitteln („Tenside„), Süßspeisen und Schockocremes, aber auch in Magarine, sonstigen „pflanzlichen“ Speisefetten und Fertigsuppen – um nur ein paar Bereiche zu nennen.
Erstaunlich vielfältig ist aber auch die indirekte Nutzung zum Beispiel in Kraftstoffen (wie z.B. in „E10“), „Bio“-Gasanlagen oder bei Soja durch die Verfütterung an Rinder, Hühner und Schweine hierzulande.
Herr Martin präsentierte auch einen 17-Punkte Plan mit Dingen, welche umzusetzen wären um den Regenwald doch noch zu retten, dennoch stellt sich die Frage, ob es letztendlich nicht eine Änderung unseres (Konsum-)Verhaltens geben muss und eine gezielte Förderung der teilweise sehr armen Menschen vor Ort, um das Thema „Regenwald“ überhaupt noch rechtzeitig zu lösen. Da aber weder dieser Verbraucher-Gedankenwechseln, noch die Förderung vor Ort in absehbarerer Zeit, zum Beispiel innerhalb einer Generation, zu erreichen sein wird, wäre mein Ausblick darauf generell etwas negativer als die Hoffnung von Herrn Martin.
Ich sehe eigentlich, ähnlich wie bei der Energiewende sowie der Dezentralisierung der Energieproduktion, vor allem in der technischen Weiterentwicklung sowie der Suche nach Alternative z.B. von Palmfetten einen Chance, zusätzlich sollten aber wenn möglich alle von Herrn Martin genannten Punkte angegangen und im Besten Fall befolgt werden, nur dann haben wir noch eine Chance nicht nur den Regenwald und das Klima zu retten, sondern im besten Fall auch viele tausende Tier- und Pflanzenarten, sowie Millionen von Menschenleben.
PS: einer der größten Palmöl/Palmfett-Produzenten ist die Firma Wilma und einer der größten Abnehmer weltweit ist der Lebens- und Waschmittelkonzern Unilever.