e-Monday – Meetings zur Elektromobilität

Bereits zum 53. Mal fand am vergangen Montag ein e-Monday statt, organisiert durch die Initiatoren der eCarTec Messe – und ersten Mal war Solartagebuch.de dabei, Danke für die Einladung! Die drei Hauptthemen waren ein eine Präsentation von BMW zum Thema der BMW-Elektroauto-Entwicklung bis 2030, der zweite Bürgermeister Münchens stellte die Entwicklung der Stadt vor und ein Projektleiter von Siemens erzählte von der Elektromobilitäts-Entwicklung in Bezug auf den Lastverkehr.

Erschreckend war, dass die Zuhörer teilweise realitätsnaher die Dinge betrachteten als die Industrie und Politik, fangen wir bei BMW an:

BMW möchte bis 2030 eine Großstadt (mit-)entwickeln die möglichst viele Elektroautos beherbergt, in besten Fall ist das München. Eine der Ideen ist, dass möglichst „an jeder Ecke“ eine Ladestation steht – für München wurde die Zahl 10.000 genannt, damit die Elektromobilität in die Breite getragen wird.

Natürlich wäre das eine Option, aber wie ein Tesla-Fahrer im Publikum in der anschliessenden Diskussion erwähnte, möchte er sein Auto eigentlich lieber daheim laden, nicht unbedingt irgendwo in der Stadt -ganz abgesehen von den Investitionskosten und auch Wartungskosten für solch‘ eine Ladestruktur. Man bekam den Eindruck dass es BMW eher auf staatliche Subventionen abgesehen hatte, denn auf wirklich Innovation.

Wieso nicht eher den Ansatz von Tesla aufgreifen und Autos bauen die relativ lange auf eine Ladung verzichten können, und dann bei zentralen Tankstellen – tesla nennt diese „Supercharger“ – sowie bei den Besitzer/innen zu Hause geladen werden? Der Bezinfahrer erwartet doch auch nicht an jeder Ecke eine Tankstelle, oder etwa doch?

Natürlich möchte BMW sein DriveNow Konzept weiter vorantreiben, wobei die Autos nur geliehen werden, dem käme eine solche Infrastruktur natürlich positiv entgegen. Aber ich, als Stadtbewohner, möchte nicht überall diese Ladestation haben, nur damit die Industrie Ihrer Konzepte verkauft, das interessiert mich schlichtweg nicht, bzw. stört es mich vielleicht sogar. Wieso soll die Öffentlichkeit der Industrie den Weg bereiten? Nur weil die Industrie schläft? Wieso müssen erst Tesla und Google auf den Plan treten, bevor sich etwas tut? Also, meiner Meinung nach sollte man eher auf den günstigen Tesla warten, welcher in 3-5 Jahren erscheinen soll, und die deutsche Autoindustrie muss für die eigene Unfähigkeit und Tätigkeit bluten.

Wie kann es sein, das BMW – in der „Heimat“-Stadt – nicht einfach, wie Tesla, z.B. 100 oder gar 500 Ladestation auf eigene Kosten errichtet? Braucht es dafür erst die Politik und eine „Koalition“? Nein, das braucht es nicht, es bräuchte nur einen Willen, aber dieser besteht nicht, da mit den – und jetzt habe ich mich etwas in Rage geredet – dreckigen Benzin’ern wesentlich mehr Gewinn erwirtschaftet wird, als mit neuer Technik, die man sich lieber vom Steuerzahler in der Entwicklung bezahlen lassen möchte. Nur deshalb schreit BMW nach einen Kooperation mit dem Staat und „einer Stadt“ – um die eigene Unwilligkeit zu kaschieren und möglichst viele Vorteile aus der Situation zu ziehen.

Beispiel Politik: Angeblich am 6. Mai, so Herr Schmid, wird die Politik der Stadt „Elektromobilität“ mit einem Maßnahmen-Paket für etwa 30 Millionen Euro beschliessen. Neben Subventionen für Roller und Nutzfahrzeuge zwischen 500-4000 Euro, sowie 1000 neuen Ladensäulen (von aktuell 80?!?) , will der stadteigene Fahrbetrieb zwei (!) e-Busse testen, welche mit Batterien fahren. Und zudem, so der immerhin 2.OB, muss der öffentliche Nahverkehr weiter ausgebaut werden (Steckenpferd die U-Bahn Richtung Pasing – lächerliche 2-3 Station die bereits seit Jahrzehnten diskutiert werden und längst gebaut werden sollten) – zudem soll die Satelliten(vor)stadt „Freiham“, nun zu einer „Smart City“ werden.

Also ganz ehrlich, in den Zeiträumen, in denen die Politik sich hierzulande bewegt, wird so ziemlich alles verschlafen was sich derzeit am Markt entwickelt. Südkorea, Singapur, selbst San Francisco, aber auch europäische Städte wie Oslo rennen seit Jahren bei technologischen Umsetzungen vorweg. Das ist selbstverständlich kein Grund nichts zu machen, im Gegenteil, aber man sollte entweder mitschwimmen und bestehende Techniken schnell integrieren oder wirklich in die Zukunft investieren, dann aber nur partiell gefördert.

Selbst die genannte „SmartCity“ mit 25.000 Einwohnern scheint für solche Umsetzungen fast zu groß, vor allem wenn, wie Herr Schmid bereits verlauten ließ, es noch „mehrere Jahre“ dauert bis so etwas umgesetzt wird. Jeder halbwegs Technik-affine Smartphone-Nutzer wird bis dahin schon mehr in seinem Haus auf SmartHome umgestellt haben, als die Politik mit Ihren zähen Ausschreibungs- und Projektstrukturen in Kooperation der hierzulande ebenso lahmen Industrie entwickeln und umsetzen können wird.

Wir bräuchten kleine, schnelle Firmen, Start-Ups, die in Monaten Lösungen präsentieren und umsetzen dürfen, nicht zähe Politik-Kolosse und Kooperation mit der verkrusteten Groß-Industrie. Wieder war das Publikum waiser und fragte z.B. im Detail „welche Ladestation“ denn verbaut werden sollen, mit welcher Amperezahl und mit welchem Standard, was natürlich nicht beantwortet werden konnte, aber gerne „als Anregung“ mitgenommen werden würde.

Auch ansonsten schienen die versammelten Personen eher sprachlos zu stauen über die Naivität der Politik und die Verwendung der eignen Steuergelder.

Den krönenden Abschluss bildete ein Spezialist von Siemens zur Umsetzung von Elektromobilität für LKW’s. Als breite Standardlösung wurde ein System mit Oberleitung präsentiert. Oberleitungen! In 2015, wo sich gefühlt jede zweite Bürgerbewegung gegen 1-2 Stromtrassen durch das gesamte Land – mit, ja, Oberleitungen! – echauffiert. Wirklich? Wow, wo lebt denn diese Industrie, etwa auf einem anderen Planeten?

Wieder ein interessanter Beitrag aus dem versammelten Publikum, welcher berichtete, dass in Salzburg, Österreich, nun wohl doch, nach Jahrzehnten der erfolgreichen Nutzung, die Oberleitungen für die Busse im großen Stile abgebaut werden sollen, weil es die Sicht „verschandelt“. Das, liebe Siemens-Projektler‘, das ist 2015. Ganz abgesehen von den technischen Herausforderungen: Oberleitungen die gewartet werden müssen, Laster mit der relativ komplexen und auch schweren Zusatztechnik – die sich angeblich „bereits nach wenigen Jahren“ (später konkretisiert: 3-4 Jahre) rentieren soll. Neben dem Umbau/Oberleitungsausbau der A9 wurden natürlich wurden auch sinnvollere Ansätze genannt für diese Technik, u.a. für ein Kohleabbaugebiet weil dort der Strom quasi „kostenlos“ zur Verfügung stünde, wobei sich dann die Frage stellt was mehr Ruß in die Luft bläst. Und ein Beispiel für den Hafen von L.A. wo eine feste Strecke vom Hafen zu den Bahnstrecken überbrückt werden müsste. Ok, das mag‘ ja Sinn machen.

Auf einem ehemaligen sowjetischen Militärgelände in der Nähe von Berlin, wurde, vermutlich mit Steuer-Millionen, ein Testgelände entwickelt und für diese Siemens-Oberleitung-LKW’s erstellt, die zusammen mit Scania und in den USA mit Volvo entwickelt werden. Schon erstaunlich für was alles Geld ausgeben wird.

In Zusammenhang mit autonomen Fahren würde ich solch‘ eine Entwicklung ja noch verstehen, aber mit Fahrer in dem Ding, der dann mal auf den Stromabnehmer-Knopf drückt, wenn es gerade passt, oder auch nicht – diese Idee wirkte einfach nur seltsam antiquiert und eher aus dem letzten Jahrhundert/Jahrtausend.

Mein gesamter Beitrag hört sich vermutlich nach einem ziemlichen Politik&Industrie-„Rant“ an, aber eigentlich macht es mich nur traurig und durchaus auch etwas verbittert, wie lange an Dingen entwickelt wird, die dann doch wieder gekippt werden, weil sie plötzlich utopisch erscheinen, niemals sinnvoll waren und nur dazu dienten Fördergelder vom Statt und Steuerzahler zu erwirken. Meine Befürchtung ist, dass wir entweder eine StartUp-Kultur entwickeln die solche Ideen testet und umsetzt, oder aber Deutschland im schlimmsten Fall sogar ganz Europa, verlieren den Anschluss an Entwicklungen in den USA und in Asien.

Wenn jemand einen Projektleiter braucht der etwas in Wochen und wenigen Monaten, anstatt in Jahren oder gar Jahrzehnten umsetzt, darf sich gerne an mich wenden 🙂